Kater der Woche: Erinnerungen

Hallo ihr Lieben,

da bin ich nach langer Zeit mal wieder, euer Katertier.

Im Februar bin ich ganze sechs Jahre alt geworden, und im Mai lebe ich nun schon diese sechs Jahre bei meinen Menschen. Zeit, ein bisschen Rückschau zu halten. Mit sechs Jahren ist man zwar noch ein Kater in den besten selbigen, aber trotzdem – ein paar Erinnerungen möchten mein Mensch und ich mit euch Katerfreunden teilen.

Erst mal: ich bin ein echter Adeliger. Ein „von“ und „zu“. Kater zu Kuhstall von der Straße. Ein echter Streuner, ein „Wildfang“ im wahrsten Sinne des Wortes. Aus dem Stall zur Pflegestelle und von der Pflegestelle im fernen Ruhrgebiet ins schöne Ostfriesland. Das haben meine Menschen wirklich gut gemacht, finde ich. Ich fühle mich sehr wohl hier.

IMG_1575_(640_x_480) Seht mal – da war ich gerade süße drei Monate alt. Hach, ich muss mich ja selber loben, ich war schon ein niedlicher kleiner Kerl. Und ich hatte den Schädel voller Unfug. Im zarten Alter von 5 Monaten fiel ich in die Badewanne und stellte fest, dass Wasser a) nass ist und b) komisch schmeckt, wenn ein Mensch dringesessen hat. Also merkt es such, liebe Mitkatzen: trinkt das Badewasser, bevor sich ein Mensch reinsetzt. Wasser mit Mensch schmeckt nicht.

Mit einem halben Jahr durfte ich das erste Mal in den Garten. Hui, das war ein Spaß! Leider beschlossen meine Menschen irgendwann, dass es doch zu gefährlich ist, mich rauszulassen. Umso glücklicher war ich über die neue Wohnung mit dem Balkon. Aber das hatten wir schon.

 

IMG_1712_(800_x_600) Da bin ich schon über ein Jahr alt und reiche meinem Menschen die Pfote. Das tue ich immer noch gern. Sie hat es aber auch irgendwie mit meinen Pfoten, sagt, die sähen aus wie Lakritze oder sowas, und dass sie am liebsten reinbeißen würde. Reinbeißen! In meine Pfoten! Ts. Also wirklich, wo bleibt denn da ihre Würde, von meiner mal ganz zu schweigen? Außerdem, ich gebe es ungern zu, habe ich Käsefüße. Wirklich. Kommt gern vorbei und riecht dran. Nicht? Auch gut.

Mein Mensch sagt, ich sei ein Schnurrer. Damit hat sie vollkommen Recht. Gibt es denn auch ein schöneres Geräusch auf dieser Welt, als das Schnurren einer Katze? Gäbe es das nicht, ich würde es erfinden, dieses leise Grollen und Rollen in meiner Kehle, das mir selbst und anderen so viel Wohlbehagen bereitet. Oh ja, es ist gut, ein Kater zu sein. Ich habe keinen Beruf, ich verdiene kein Geld, ich bin nicht reich, und doch gebe ich mit vollen Pfoten von dem, was ich im Überfluss in mir trage: Schnurren und Liebe. Und das danken mir meine Menschen mit Streicheleinheiten, Geduld, gutem Essen, einem warmem Platz im Bett oder auf dem Sofa und ebenfalls ganz viel Liebe. So ein Katerleben ist schon was Feines.

IMG_4738_(640_x_480) Ja – und das bin ich jetzt. Klein, stark, schwarz. Äh, nein, ich bin kein Espresso. Also nochmal. Groß, stattlich, schnurrig, kuschelig und sehr flauschig. Ich hinterlasse Flusen und habe noch immer Flausen im Kopf, spiele wie ein Kätzchen und liege herum und schlafe wie ein hundertjähriger Kater. Bin ich alt? Bin ich jung? Wer weiß denn schon, wie viele Leben ich schon gelebt habe von den Sieben, die wir Katzen so mit uns herumtragen?

Wollt ihr wissen, wie alt ich bin? Wie alt eure Katze ist? Dann sehr ihr in die Augen und beobachtet sie, wenn sie einfach dasitzt und aussieht, als würde ihr Blick ins Leere gehen. Nein, sie blickt nicht ins Leere, lasst euch das von einem erfahrenen Kater in den besten Jahren gesagt sein. Sie sieht in ihr Inneres und sinnt nach über ihre gelebten und noch zu durchreisenden Leben. Denn was ist das Leben denn anderes als eine lange, aufregende Reise voller Überraschungen?

Ich freue mich schon jetzt auf den kommenden Tag und träume ihm schnurrend entgegen.

Und ihr?

Träumt. Schnurrt. Lebt. Für den Augenblick.

Euer
Katertier

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