Romanschnipsel aus „Die rote Tür“
Der NaNo ist zuende, das Buch noch nicht, es wird fleißig weitergeschrieben und langsam nähert sich der Showdown. Rasielle und Vennian schmieden Pläne zur Befreiung von Ilaro udn Shayan. Und in mir kommt der Rollenspieler durch. Been there, done that. Fazit: Pläne schmieden ist ein Riesenquark, das kostet nur Zeit und Nerven. Am Ende ist es doch immer dasselbe: Reingehen, das was man sucht, rausholen und flüchten. Und nebenbei ein paar Feinde abmurksen.
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„Vennian, ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr wieder. Hat es dir so gut gefallen in der Rose?“
Er setzte sich auf einen der hochbeinigen Hocker. „Khava“, sagte er gespielt streng. „Was in der Rose passiert ist oder auch nicht, geht dich nichts an. Gibt es einen Grund, warum du so gute Laune hast?“
„Kann schon sein.“ Sie stellte einen dampfenden Becher vor Vennian, daneben einen Korb mit frisch gebackenen klebrigen Kuchen, die mehr aus Rosinen als aus Teig zu bestehen schienen. Vennian nahm einen und leckte sich die Finger ab. „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“
„Heute Abend kommt Mbalaq und bringt mir etwas mit. Ich war heute früh schon im Hafen und habe gerade die Meerfee einlaufen sehen. Ich wartete, bis sie festgemacht hatte, und konnte gleich mit dem Kapitän reden. Er verlangt einen horrenden Preis, aber ich denke, das ist es wert. Schließlich bekommen wir unseren Halbelfen zurück.“
Vennian nickte und legte seinen Geldbeutel auf den Tisch. Er hatte einige Edelsteine in der Rose gelassen, aber für den Kapitän würden die Saphire und Rubine sicherlich noch reichen. Rasielle spähte in den kleinen Ledersack und nickte. „Damit wird er zufrieden sein, ganz sicher. Fast schon schade, dass wir das Ambara werden vernichten müssen. Wir könnten es genauso teuer, wenn nicht teurer, wieder verkaufen!“ Rasielles Augen funkelten.
„Untersteh dich.“ Vennian sah sie an, sah das Lachen in ihren Augen und wusste, sie scherzte nur. „Gehst du heute schon zum Brunnen?“
Rasielle nickte. „Ich denke, wir ziehen das jetzt so schnell wie möglich durch. Konntest du mit dem Silberfuchs sprechen?“
Mehr als das…
„Ja. Ich war bei ihm. Und bei dem Dämon. Sie halten sie zusammen gefangen, weil der Dämon Ilaros Nähe braucht. Nadim hat bei der Beschwörung Fehler gemacht und Ilaro und den Dämonen aneinander gebunden. Ich hoffe, dass Venaro das wieder rückgängig machen kann.“
Rasielle pfiff leise durch die Zähne. „Es gibt also wirklich eine Dämonen. Und was ist mit dem Silberfuchs? Ist er… der Halbelf, den du suchst?“
„Ich bin mir mehr als nur ein wenig sicher. Ich werde ihn mit an den Hof nehmen, ja. Dieser Mann hat Traverrablut in seinen Adern. Es gibt Beweise.“ Vennian nahm einen Schluck Khava und aß noch einen der barbarisch süßen Rosinenkuchen. „In Ordnung, wenn du zum Brunnen gehst, werde ich die Klingen zusammentrommeln. Und sobald wir das Ambara haben, gehen wir in die Rose… bestehe darauf, dass du Nadim das Ambara in die Rose bringst. Ich brauche dich dort als Ablenkungsmanöver.“
Rasielles Augen leuchteten. „Ein Abenteuer!“ Sie strahlte wie ein kleines Kind, das Wintersonnenwendegeschenke bekommen hatte. „Ich darf dabeisein?“
„Ich brauche dich. Nadim weiß nicht, wie gut du kämpfst. Ich habe deine Klinge fest eingeplant – dein Überraschungsangriff verschafft uns Zeit. Ich habe inzwischen einiges von dem Haus gesehen… gib mir etwas zum schreiben, dann zeichne ich dir eine Karte.“
Rasielle holte Pergament und Kohlestifte, und Vennian zeichnete eine grobe Skizze des Hauses.
„Hier ist die Eingangshalle… dahinter liegt ein kleinerer Raum, in dem Nura seine besonderen Gäste empfängt, von dort aus führt auch ein Gang zu der roten Geheimtür, hinter der sie Ilaro und Shayan gefangenhalten. Das dort ist eine geräumige Gaststube. Von diesem Korridor gehen die Zimmer der Huren ab, auch von hier kommt man zu der roten Tür, und in den Badekeller. Wir müssen aufpassen, dass es niemand schafft, sich in die Keller abzusetzen, ich bin mir nicht sicher, ob es dort nicht doch Geheimgänge gibt. Hier ist die rote Tür, dahinter liegen mehrere Räume, die von einem zentralen Zimmer abgehen. Dort ist Shayan, das Zimmer daneben ist das, in dem sie Ilaro einsperren. Von beiden Zimmern gibt es Zugänge zu kleineren badekellern, aber dort sind auf keinen Fall Geheimgänge, wir haben schon alles abgesucht.“
„Nur weil ihr keine gefunden habt, heißt das nicht, dass keine da sind.“ Rasielle kaute auf ihrer Zopfspitze, wie immer, wenn sie aufgeregt war.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass da keine sind.“ Vennian tippte mit dem Kohlestift auf die grobe Karte.
„Ich werde Klingen als Kunden getarnt in das Haus schicken, sie sollen sich in der Gaststube aufhalten und die Gäste unauffällig dazu bringen, zu gehen. Je weniger Volk im Haus ist, umso einfacher. Rasielle, ich denke, Nadim wird dich in diesem Hinterzimmer empfangen. Bist du noch so gut wie damals, als ich dich kennenlernte?“
Rasielle grinste, katzenhaft, wölfisch. „Willst du es ausprobieren?“
„Meinst du, du schaffst es, Nadim zu überwältgen? Allein?“
„Er ist ein Tänzer, er wird stark und kräftig sein, wendig und schnell. Aber ist er ein Kämpfer, und wird er bewaffnet sein? Er rechnet mit einer wehrlosen Frau, die kommt, um mit ihm ein Geschäft zu machen. Ich traue es mir zu, mit ihm fertigzuwerden.“
„Gut. Dann werde ich mir mit einer Klinge zusammen Nura vornehmen. In der Gaststube werden sechs sein, vielleicht acht, mehr wäre zu auffällig.“
Rasielle nickte. „Das klingt nach einem Plan.“ Sie lachte. „Das erinnert mich an alte Zeiten… Ich hatte bei Mbalaq angeheuert, wir wollten in den Süden von Ischar. Mbalaq hatte Gerüchte über Tempelruinen und Schätze gehört und wir schmiedeten Tage-und Nächte lang Pläne, wie wir es schaffen würden, an den Kriegsmönchen vorbeizukommen, die sich dort einquartiert und zu selbsternannten Hütern der Ruinen erklärt hatten. Wir waren zwanzig, die waren an die zweihundert. Und das letzte, was wir wollten, war, einfach hineinstürmen, alles erschlagen, was sich uns in den Weg stellt, und dann mit allen Schätzen, die wir tragen können, verschwinden. Also planten wir und planten, wie wir an den Kriegsmönchen vorbeikommen konnten, ohne viel kämpfen zu müssen… und am Ende lief es dann doch wieder auf das eine hinaus, das immer passiert – wir stürmten rein, erschlugen, was sich uns in den Weg stellte, bekamen entsetzlich eins aufs Dach und sind mit deutlich weniger Reichtümern wieder herausgekommen, als wir gehofft hatten. Um ehrlich zu sein, das Zeug war gerade mal so viel wert, dass wir die Schäden reparieren konnten, die die Katapulte der Mönche an unserem Schiff angerichtet hatten.“
Vennian grinste. „Wie gut, dass die Flammende Rose keine ischarische Tempelruine und wir keine Piraten sind.“
Rasielle zwinkerte. „Ein Pirat hört niemals wirklich auf, ein Pirat zu sein.“