Tanja Rast: Arrion
Liebe bis über den Tod hinaus
Tanja Rasts Romandebüt „Arrion“ erzählt von Geistersängerinnen und Geisterrittern, schwarzer Magie, Liebe, Leidenschaft und einem skrupellosen Herrscher. Geistersängerinnen durchstreifen die Welt, um mit ihrem Gesang verlorenen Seelen den Weg ins Totenreich zu weisen. Als die junge Sängerin Neve dies für die Seele des Ritters Arrion tun will, muss sie feststellen, dass Arrion anders ist als jeder Geist, mit dem sie es zuvor zu tun hatte – und dass er sich trotz ihrer Lieder schlichtweg weigert, aus der Welt der Lebenden in die der Toten zu verschwinden, wie es sich für einen braven Geist gehört.
Nein, Arrion ist alles andere als brav. Er schickt sich an, Neve zu folgen, beschützt sie vor Gefahren und wird dabei zusehends realer. Und nicht nur das – er flirtet auch, als gäbe es kein Morgen mehr, und Neve stellt fest, dass der charmante Ritter ihr immer sympathischer wird. Doch Liebe über die Grenzen der Welten hinweg gestaltet sich schwierig. Nicht nur, dass Neve lebt und Arrion bei aller steigenden Nähe zur realen Welt noch immer ein Geist ist – selbst küssen können die beiden Verliebten sich nicht ohne Probleme.
Doch diese Probleme rücken in den Hintergrund, als Neve und Arrion herausfinden, warum Neves Macht stetig steigt und Arrion bald auch für Menschen, die keine Geistersänger sind, sichtbar ist – Schwarze Sänger versuchen, im Namen des skrupellosen Herrschers alle Geistersängerinnen gefangenzunehmen, um sie daran zu hindern, Seelen in die Totenwelt zu singen. Denn sie wollen diese Seelen selbst – und aus ihnen willenlose Kampfmaschinen machen, die im Namen des Herrschers alle Welt unterdrücken sollen.
Tanja Rast erzählt die Geschichte um Arrion und Neve auf humorvolle Weise. Ihre Figuren sind lebendig, haben bei aller Attraktivität Ecken und Kanten und haben auf ihre Weise mit den Problemen ihrer Welt zu kämpfen. Die Autorin versteht es, Kämpfe mit Kriegsäxten und Schwertern, Pfeilen und Streitkolben so realistisch darzustellen, dass das Kopfkino anspringt und ich als Leserin auch schon mal den einen oder anderen nicht ganz so angenehmen Geruch in der Nase hatte. Aber so ist das – Schlachtfelder sind nun mal nicht sauber, und Krieg ist immer schrecklich. Da gibt‘s kein ehrenhaftes Mann-gegen-Mann mit klar abgesprochenen Regeln. Da wird schmutzig gekämpft, und das einzig Wichtige ist das eigene Leben – und das des Menschen, den man liebt.
Neve und Arrion sind ein Traumpaar. Er beschirmt und beschützt sie, ohne dass Neve dabei zu einem Püppchen wird, das ständig gerettet werden will. Nein, Neve ist eine selbstbewusste junge Frau, die sich ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst ist und weiß, wie sie sie einsetzen muss, um an der Seite ihres Geisterritters zu einer gleichberechtigten Partnerin zu werden.
Wer Romantik liebt, einer Prise Humor nicht abgeneigt ist und damit umgehen kann, dass Schlachtfelder nun einmal nicht mit Perwoll gewaschen werden, wird an Arrion seinen Spaß haben. Tanja Rast bezeichnet ihren heroic romantasy-Roman selbst als „Conan für Frauen“ oder „Schlachten und Schmachten“. Und genau das trifft es.
Ein wirklich gelungenes Debüt und sehr zu empfehlen.
(Diese Rezension wurde auch auf Amazon gepostet)