Svea Lundberg: Die stille Seite der Musik
Einfühlsam, romantisch, gefühlvoll, bittersüß und sehr lebendig – lauter Worte, die Svea Lundbergs coming-of-age/gay romance-Roman beschreiben und ihm doch alle nicht gerecht werden.
Worum geht es? Bei einem Autounfall wird Valentins Hand so schwer verletzt, dass der aufstrebende Stern am Pianistenhimmel seine Karriere an den Nagel hängen muss, sehr zum Leidwesen seiner Mutter, die nichts lieber gewollt hätte, als den Sohn in die Fußstapfen des berühmten Vaters treten zu sehen. Doch auch Valentin kämpft – gegen seinen Frust, gegen seine Ängste, seine Sorgen, manchmal auch seine Mutter. Als die ihn in die Ferien nach Fehmarn zu ihrer Schwester auf einen Reiterhof schickt, ist Valentin erst einmal alles andere als begeistert – doch dann begegnet er dem jungen Florian, der auf dem Reiterhof arbeitet, ein begnadeter Horseball-Spieler ist, dazu zuckersüß und absolut Valentins Beuteschema – und gehörlos. Zunächst erscheint Flos Gehörlosigkeit Valentin als fast unüberwindbare Barriere. Doch dann erkennt Valentin, wie scheinbar mühelos Flo sich mit seiner Beeinträchtigung abzufinden scheint, und erkennt, dass er selbst an seiner Einstellung zu seiner kaputten Hand ebenfalls etwas ändern kann – wenn er nur will.
„Die stille Seite der Musik“ ist ein Buch voller Dur und Moll und voller Zwischentöne. Sensibel und gut recherchiert präsentiert Svea Lundberg den gehörlosen Florian, ohne dass der Leser sich gezwungen sieht, Mitleid mit ihm zu haben. Die Autorin beschreibt einfühlsam und zugleich vollkommen normal den Alltag eines Gehörlosen und auf humor-und liebevolle Weise, wie sich die Beziehung zwischen dem hörenden Valentin und dem tauben Flo entwickelt. Eigentlich sind Bücher mit Protagonisten unter 30 gar nicht so mein Ding, da mir so junge Romanhelden oft zu kindisch und zu albern be-und geschrieben werden, aber Svea Lundbergs Erzähstimme und Valentin und Flo haben mich sofort in ihren Bann gezogen und um den Finger gewickelt.
Ich hatte sehr viel Freude an diesem wunderbaren Roman und habe immer noch ein wenig den Duft von Seewind und Pferdestall in der Nase.