Kater der Woche

„Heute bin ich Maria.“
Nee, Dosenöffner, du bist nicht Maria, du bist Tina. Und was willst du mir damit überhaupt sagen?
Achso. Diese Geschichte aus der Bibel, die dir seit dem Orgeldienst bei Mutters Frauenkreisjubiläum nicht mehr aus dem Kopf geht. In der es um Besuch geht und um alles-stehen-und-liegen-lassen beziehungsweise stundenlanges Rumrödeln in der Küche, um dem Besuch ein tolles Essen auf den Tisch zu zaubern. Es geht um Jesus, der die Schwestern Maria und Martha besucht. Und während Martha in der Küche herumwuselt und säuerlich zu Maria schielt, setzt diese sich hin, lässt den Haushalt Haushalt sein und quatscht ganz gemütlich mit dem Gast. Und der sagt auch noch, Maria sei diejenige, die es richtig macht. Kein Wunder, dass Martha sauer ist auf ihre Schwester.
Aber hat Maria nicht recht? Da kommt jemand, den man lange nicht gesehen hat, und man verschwindet erst mal in der Küche? Und dann steht das perfekte Essen auf dem Tisch, Dreigängemenue, alles prima, man isst, und der Gast… bedankt sich danach und geht. Und dann stellst man fest, dass man nicht ein Wort miteinander geredet hat. Und man bleibt zurück, enttäuscht, frustriert über die Kürze der gemeinsamen Zeit. ist nicht eine Umarmung und ein ausgiebiges Gespräch, ein gemeinsamer Spaziergang oder eine gemütlich auf dem Balkon getrunkene Tasse Kaffee, garniert mit Keksen aus einer Tüte, die man noch irgendwo rumfliegen hatte, besser als das perfekte Promi-Diner?
Sei doch mal Maria.
Oder, um es mit kätzischer Weisheit zu sagen: Lebe. Für den Moment. Jetzt. Hier. Der Augenblick, der gerade da ist, der kommt nie wieder und er ist so schnell vorbei wie ein Schweifschlag, wie ein Schnurrhaarzucken, wie ein Augenzwinkern. Setzt euch zusammen, wenn ihr Gäste habt, Seite an Seite, schweigt oder redet, ganz gleich, aber tut es gemeinsam. Nicht, dass es euch so geht wie dem Mann in einem Lied, der sich immer wieder vornimmt, sich bei einer alten bekannten zu melden. Und als er es endlich tun will, steht der Postbote mit einem Telegramm vor der Tür, in dem nur drei Worte stehen: Heather died today.
Genießt den Augenblick, nutzt den Tag und denkt an eure Freunde.
Euer
Kater

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Werbung: Zander Nyrond’s „Avevale“

Ein bisschen Werbung: Zander Nyrond, Phantastik-Autor aus Großbritannien, für den ich hier schon mehrmals geworben habe, hat seine Webseite inzwischen anderswo untergebracht, nämlich hier: https://www.avevale.org/
Vorbeischauen lohnt sich, lesen lohnt sich. Und wer kann und wer mag und wem gefällt, was er da liest… Zander kann jeden Cent gebrauchen.
Danke.

Kater der Woche

„Ich kann so nicht arbeiten.“
Wie oft haben meine vierbeinigen Kollegen und ich uns das schon anhören müssen?
Stellen Sie sich folgende Situation vor. Sie kommen nach Hause, Ihr Kind stürzt sich auf Sie mit einem Freudenschrei, und Sie haben nichts besseres zu tun, als diesen dämlichen Computer anzuschalten und sich in elektronischer Post zu vergraben, zu twittern, zu facebooken, sich in Foren herumzutreiben und zur Entspannung ein virtuelles Kartenspiel immer wieder und wieder zu spielen, auch wenn Sie wissen, dass Sie gegen den Computer nicht gewinnen können?
Nun bin ich kein Kind, sondern ein Kater, aber ein bisschen Aufmerksamkeit von meinem Personal wäre mir dann doch sehr lieb. Das Katzenklo muss geleert werden, die Futternäpfe gefüllt, und eine Spielmaus für uns werfen kann doch eigentlich nicht so schwer werden. Was ich damit sagen will, geneigte Leser des Katerblogs: wann haben Sie sich das letzte Mal hingesetzt und ein Buch gelesen? oder einfach nur in aller Ruhe aus dem Fenster geschaut und die Vögel beobachtet? Wohnen Sie mit einer Katze zusammen, dann beobachten Sie sie. Sie sagen, Ihr Alltag lässt Sie nicht mehr abschalten, der ganze Stress, dieses dauernde Erreichbar sein, das Telefon, das Mobiltelefon, der PC, die Emails… alles zu viel?
Dann lernen Sie von Ihrer Katze. Sehen Sie ihr zu, wie sie dasitzt, ganz still, bewegungslos, wie eine Statue. Atmet sie überhaupt? Und wohin geht ihr Blick? Was sieht sie, wenn sie mit halb geschlossenen Augen in die Ferne schaut und träumt? Oder meditiert? Gesellen Sie sich in Ihren Gedanken für ein Weilchen zu Ihrer Katze. Vielleicht ist das der Weg, dem Alltagsstress einen Moment lang zu entfliehen. Und wenn Sie keine Katze haben… dann schaffen Sie sich eine an! Mit der Ruhe, die unsereins ausstrahlt, vollgetankt, können Sie dann sicher auch wieder arbeiten.
Auf eine stressfreie Woche,
Ihr
Kater

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