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Warum ich gay romance schreibe
Immer wieder werde ich gefragt, warum ich Gay Romance schreibe. Eigentlich könnte die Frage auch lauten, warum ich überhaupt schreibe, oder warum ich über Beziehungen, Pärchen und Liebe schreibe.
Ich habe schon in einigen Interviews versucht, darauf eine Antwort zu finden, ohne mich dabei um Kopf und Kragen zu reden oder zu schreiben und, was noch viel wichtiger ist, mit meiner Antwort niemandem auf die Füße zu treten. Und da ich das Gefühl nicht loswerde, auf diese Frage mehr als eine Antwort zu haben, werde ich einfach mehrere Antworten geben und weiterhin hoffen, damit niemandem zu nahe zu treten.
Antwort 1: Weil ich es kann. Und weil es mir Spaß macht. Und warum macht es mir Spaß? Weil ich schon im Pen & Paper-Rollenspiel sehr experimentierfreudig war und nicht nur Frauenfiguren, sondern auch und sogar überwiegend Männer gespielt habe (hey, Frau bin ich mein ganzes Leben lang, da war es spannend, abends in der Spielrunde mal jemand GANZ anderes zu sein). Weil ich mich gern mit Psychologie beschäftige und verstehen möchte, wie andere Menschen ticken. Wo sich Frauen und Männer bei gleicher Problemstellung eben doch unterschiedlich verhalten. Weil ich herausfinden wollte, ob Frauen tatsächlich von der Venus und Männer vom Mars kommen.
Antwort 2: Weil ich ebensogut über Hetero-oder lesbische Paare, Dreiecks-oder Poly-Beziehungen oder grüne Marsmenschen schreiben könnte. Denn eigentlich schreibe ich Geschichten über Abenteuer und Liebe, und dabei ist es mir im Grunde fast wurscht, wer sich da in wen und warum und wieso verliebt – es geht um Liebe, und Liebe sollte, wunderbar utopisch gedacht, doch eigentlich frei davon sein, auf das Geschlecht des anderen zu schauen, wenn denn die Chemie stimmt und die Verbundenheit und Vertrautheit da ist. Ich schreibe über Paare und Beziehungen, die gleichberechtigt sind, auf Augenhöhe, einander ebenbürtig und doch verschieden. In denen jeder seinen eigenen Kopf hat und diesen manchmal auch durchsetzen will. In denen jeder nein sagen kann und auch soll, wenn ihm etwas gegen den Strich gibt. In denen keiner den anderen unterdrückt oder kleinmacht/kleinhält.
Ich versuche, über ganz normale Beziehungskisten (naja, so normal, wie sie in einer Fantasywelt voller Monster, Gefahren und Magie eben sein kann) zu schreiben, mit all ihren Höhen und Tiefen, Missverständnissen und Klischees. Weil ich glaube, dass alle Beziehungen in allen Konstellationen genau das wünschen: als etwas ganz normales wahrgenommen zu werden, weil es, egal, welche Facette des LGBTQ+-Spektrums ich beleuchte, immer nur um eins geht: Um Liebe.
Warum dann trotzdem gay romance? Weil ich das Gefühl habe, dass schwule Paare in Büchern immer noch unterrepräsentiert sind.
Aber objektifiziere/fetischisiere ich dann nicht schwulen Sex, weil ich explizite Sexszenen in meine Geschichten integriere? Andere Frage: objektifizieren und fetischisieren dann nicht auch AutorInnen, die über Hetero-Paare schreiben? Kann ich überhaupt Erotik schreiben, ohne dabei an Grenzen zu gehen? An Grenzen von Fetischisierung, von Objektifizierung? Wo hört knisternde Erotik oder eine ästhetische Beschreibung von Sex auf, und wo fangen all die anderen, die bösen Dinge an? Und wer kann oder darf sich anmaßen, eine Grenze zu ziehen, die doch für jeden und jede anders ist, weil jeder Mensch anders ist und für den einen schon zu viel ist, was für die andere gerade erst zu knistern beginnt?
Bisher hat mir noch kein Testleser, weder männlich noch weiblich (und ich weiß, dass Schwule meine Bücher gelesen haben, ich habe auch schon mit einem schwulen Lektor zusammengearbeitet bei einer Gay Romance) darüber beschwert, dass meine erotischen Szenen die Protagonisten zu Objekten oder Fetischen herabwürdigt oder ich den Sex als fetischisierend und objektifzierend darstelle. Ich behandle meine Romanfiguren wie lebende Menschen mit Respekt. Natürlich finde ich es anregend und erregend, was sie im stillen Kämmerlein treiben. Das täte ich aber auch, wenn es Heteropärchen wären. Vielleicht nicht unbedingt bei Marsmenschen, es sei denn, ihre Anatomie ist der unseren ähnlich genug. Auf Tentakelporn stehe ich nämlich so gar nicht.
Frauen, die gay romance schreiben, werden oft mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie den Sex zwischen Männern nicht realistisch beschreiben können, weil sie ja eben keine Männer sind. Platt gesagt: ich kann nicht zaubern und beschreibe in meinen Büchern Magie, ich war auch noch nie im Orient und traue mir nach ausreichender Recherche trotzdem zu, märchenhafte 1001-Nacht-Fantasy zu schreiben. Ich habe über schwangere Frauen geschrieben und will selbst niemals Mutter werden. Ich habe Morde auf Buchseiten begangen und werde hoffentlich niemals zur wirklichen Mörderin. Ich schreibe über Helden, die sich zielsicher in der Wildnis zurechtfinden und weiß im wirklichen Leben nie, wie herum ich die Wanderkarte zu halten habe.
Ich gebe zu, die Recherche zum Thema Sex zwischen Männern war extrem interessant, fand hinter verschlossenen Türen statt und hat meine Ohren in der Farbe eines Feuerwehrwagens glühen lassen – aber ich habe sie durchgeführt. Ich habe Webseiten zu diesem Thema studiert (es gibt tatsächlich einen gay-sex-Führer für Slash-Fanfiction-Autorinnen). Ich habe Slash-Fanfiction und gay romance von namhaften AutorInnen gelesen und …öhm… ja… ich geb’s zu, ich habe Pornos für Homosexuelle geguckt. Und ich höre nicht auf, zu recherchieren und zu lesen, zu gucken, wie andere AutorInnen schreiben und beschreiben. Man lernt nie aus, schon gar nicht als AutorIn. Lesen bildet bekanntlich, und nur durch üben und machen wird man besser.
Start ins Selfpublishing – erste Erfahrungen
Eine knappe Woche ist Meeresträume 1 – Fisch im Netz jetzt draußen. Zeit, mal zu berichten und ein kleines Fazit zu ziehen. Bisher verzeichne ich 60 verkaufte und bezahlte „Einheiten“, auf nicht-KDP-Deutsch verbergen sich dahinter 57 EBooks und drei Taschenbücher. Dazu kommen auf die Sekunde genau 16.372 über Kindle Unlimited gelesene Seiten, die ja auch ein bisschen was abwerfen. Ein Blick auf die Tantiementabelle macht gute Laune. Ich habe nach einer Woche die Hälfte der Kosten für das Cover eingespielt. Was leider noch komplett fehlt: Bewertungen. Aber da bin ich optimistisch, nach einer Woche kann ich noch nicht viel erwarten. Wird also noch kommen.
Ein bisschen mehr ins Detail:
Wie halte ich es mit dem Lektorat? Nach langem Überlegen habe ich für mich beschlossen, beim Selfpublishing auf ein professionelles Lektorat zu verzichten und stattdessen mit mehreren handverlesenen Betalesern zu arbeiten, deren Arbeitsweise ich kenne und von denen ich weiß, dass sie mit meinem Manuskript und mir nicht zimperlich umgehen. Und sollte von meinen Stammbetalesern jemand mal keine Zeit haben, werde ich ganz sicher im Kreis der Uferlosen fündig. Auch das Korrektorat finde ich im Uferlosen-oder Freundeskreis, und ich revanchiere mich meinerseits mit Beta-Arbeit oder testlesen und Rezensionen. Eine Hand wäscht da zuverlässig die andere.
Selfpublishing ist aufwändig. Klar. Denn ich mache fast alles alleine. Beim Buch-und EBooksatz hatte ich Hilfe, aber in Zukunft möchte ich auch da selbständiger werden und mehr allein machen. Das Hochladen der Buchinhalte und Covergrafiken über KDP ist im Grunde einfach und weitgehend intuitiv, dennoch war ich froh darüber, beim ersten Mal eine erfahrene Selfpublisherin an der Hand zu haben, die mich am Telefon durch die einzelnen Schritte geführt hat. Bim nächsten Mal werde ich auch das allein hinbekommen – ich kann mich an den Angaben fürs erste Buch entlanghangeln und alles genau so eingeben, dann passt das schon. Sehr niedlich: Zwischendurch prüft KDP Buchinhalte und Grafiken, damit am Ende auch alles passt und gut aussieht. Das kann ein bisschen dauern. Zwischendurch aufpoppende Fenster mit der Aufforderung, sich doch mal eben einen Kaffee zu holen oder ein Sandwich zu schmieren, finde ich schon sehr knuffig.
Und wieder mal habe ich gelernt: wenn etwas nicht klappt, auch mal in die Emails gucken, denn KDP sagt einem sehr deutlich, was hakt, wenn denn etwas hakt. Nachdem wir uns zu dritt zum x-ten Mal darüber gewundert hatten, dass die Printausgabe dauernd von „wird geprüft“ auf „Entwurf“ zurückspringt, und die nette Infomail von KDP etwas von einem Coverfehler murmelte, dauerte es zwar noch ein wenig, bis der Fehler tatsächlich aufgespürt war (in diesem Fall waren es Ä-Pünktchen, die auf dem Buchrücken zu weit über eine „Sicherheitslinie“ hinausragten – da komm mal drauf!), aber dann lief auch alles reibungslos.
Was macht man, wenn alles hochgeladen ist und tatsächlich den Status „wird geprüft“ beibehalt: warten, rumhibbeln und Nägelkauen und die Zeit schon mal nutzen, die Werbung vorzubereiten, denn auch damit sitzt man als Selfpublisher natürlich allein da. Also ran an den Speck, Blogbeiträge und Facebookmeldungen vorbereiten, vielleicht ein Gewinnspiel posten. Wer mag, bereitet vielleicht eine Leserunde bei den üblichen verdächtigen Portalen vor oder kündigt schon mal Vorab-Exemplare für mögliche RezensentInnen an.
Meist ist das Ebook schon nach relativ kurzer Zeit auf Amazon sichtbar. Es kann durchaus sein, dass es auf KDP noch im Prüfungsstatus hängt, wird dann aber relativ bald auf „live“ springen. Und dann ist es wirklich da. Beim Taschenbuch dauert die Prüfung deutlich länger. Hochgeladen haben wir es irgendwann in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar, und irgendwann mittags war es dann sichtbar und auf Amazon bestellbar.
Was dann noch mal ein bisschen dauert, ist die Verknüpfung von EBook und Taschenbuch. Wenn das nicht klappt, hilft erst mal ein Blick in die Angaben auf KDP: sind die Buchinformationen bei beiden Ausgaben gleich? Dann sollte die Verknüpfung automatisch passieren, wenn nicht, hilft eine Mail an den KDP-Service, der in der Regel extrem schnell und superfreundlich reagiert. Falls nicht, sollten erst mal die Angaben für beide Ausgaben angepasst werden. Und wenn es dann immer noch nicht klappt: KDP ist wirklich sehr hilfsbereit.
Und dann? Tja, dann ging das Stalken los. KDP zeigt genau an, wie viele Kindle-Unlimited-Seiten gelesen wurden, wie viele Taschenbücher und EBooks über den virtuellen Ladentisch gingen und wie viele Rückgaben zu verzeichnen sind. Und natürlich werden Tantiemen angezeigt.
Abgerechnet wird alle zwei Monate nach Erscheinen des Buches, und sobald 20 Euro an Einnahmen überschritten wurden, wird ausgezahlt.
Was ich merke: SP macht Spaß, und irgendwie macht es süchtig. Ich erlebe sozusagen live und sehr unmittelbar, dass mein Buch ankommt, dass es gesehen und gelesen wird. Das motiviert, an der Fortsetzung der Reihe zu arbeiten, und führt dazu, dass ich anfange, meine Festplatte nach Schubladengeschichten zu durchwühlen, die es wert sind, ebenfalls das Licht der Welt zu erblicken, auch wenn sie es vielleicht bei Anthologie-Ausschreibungen nicht geschafft haben.
Ich werde auf jeden Fall weitermachen mit „Gay fantasy für Erwachsene – und irgendwas mit Katzen“.
Kaye Alden: Jenseits der Grenze (NuR 5)
Mit „Jenseits der Grenze“ setzt Kaye Alden ihre Reihe um Nel und Rin (NuR) fort und lässt ihre beiden wandlungsfähigen Helden dieses Mal in einem an einen phantastischen Wilden Westen voller Magie und Schamanenzauber erinnernden Setting auftreten.
Von Geistern geleitet rettet der Schamane Rin den verletzten Nel aus den Händen einer Gruppe von Männern, die er zunächst für eine Räuberbande hält. Rin lebt jenseits der Grenze, einer magischen Barriere, die das Land der Weißen vom Land der an Indianer erinnernden Ureinwohner trennt. Niemand, der sich nicht auf Schamanenzauber und Kommunikation mit den Geistern versteht, kann diese Grenze unbeschadet übertrezen – und auch Nel kann das anscheinend nur, weil Rin ihn mit sich nimmt und in seinem Refugium gesundpflegt.
Die beiden Männer kommen sich schnell näher, und doch ist Rin sich sicher, dass Nel hinter seinem sonnigen Gemüt Geheimnisse verbirgt, die ihm die Seele zerreißen. Rin setzt alles daran, Nel zu helfen – und seine Liebe zu gewinnen.
Ich habe alle Nel und Rin-Episoden gelesen und muss sagen, dass für mich diese bisher die schönste ist. Kaye Alden zeichnet die Geisterbegegnungen und die Welt des Schamanen Rin und wunderbaren Worten und Farben und nimmt ihre Leser mit in diese phantastische Welt, in der die Luft lachen und die Erde schnurren kann. Mit ihrer märchenhaften Erzählstimme entführt Kaye Alden in eine Welt, in der alles von Geisterkraft durchdrungen ist. Stein, Pflanze, Tier und die Elemente erscheinen dem Leser nach dieser Geschichte in einem ganz anderen Licht.
Eine wunderbare Fortsetzung der NuR-Reihe.