Kategorie: Rezensionen
Buchkritiken
Ju Honisch: Die Quellen der Malicorn
„Einst waren sie ein fester Bestandteil unseres Lebens, weise, friedvoll und verehrt: Einhörner. Doch sie verschwanden und wurden zur Legende. Das dachte auch Una, bis sie eines Tages an einer Quelle in Irland einem jungen Mann begegnet, der von sich behauptet, aus einer anderen Welt zu kommen und ein Einhornprinz zu sein. Bevor Una weiß, wie ihr geschieht, zieht er sie mit in sein Reich und damit in einen gefährlichen Kampf zwischen der guten Magie der Einhörner und der ihrer dunklen Gegner.“
So die Kurzzusammenfassung. Doch sie beleuchtet nur eine Facette dieses philosophischen, humorvollen und spannenden Fantasyromans, der so viel mehr ist als einfach nur eine Geschichte über Einhörner. „Die Quellen der Malicorn“ ist vor allem auch eine Geschichte über die Macht der Musik und die Kraft der Barden, die mit den Klängen ihrer Instrumente Tore öffnen, Wunden heilen, Schwäche mildern, aber auch beherrschen und zerstören können. Ju Honischs Liebe zur Musik wird deutlich, wenn sie über Klänge schreibt, über Lieder und deren Wirkung, wer die Autorin kennt, weiß, dass sie selbst eine begnadete Liedermacherin ist und weiß, worüber sie schreibt.
„Die Quellen der Malicorn“ ist kein einfaches Buch, keine lockerflockige Märchenerzählung. Die Geschichte ist so vielschichtig wie ihre Figuren – die Studentin Una, die die Nase voll hat von Kerlen, nachdem ihr Freund sie für eine andere hat sitzenlassen, der Einhornprinz Kanura, der doch so viel mehr ist als nur der leichtlebige Abenteurer. Unas Mutter Irene, die sich mit einer sehr realen irischenKriegsgöttin herumschlagen darf, die ihren ganz eigenen Begriff von Ehre hat. Ju Honischs Einhörner sind keine freundlich-kitschigen Glitzerwesen und keine melancholisch-zerbrechlichen letzten Einhörner. Sie haben ihre eigene Gesellschaft, ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Ecken und Kanten, sie sind gut – aber nicht nur das. Ihre philosophisch-nachdenkliche Lebensweise hat etwas Stagnierendes, aber es dauert, bis Kanura und seine Sippschaft begreift, dass es manchmal notwendig ist, erst zu handeln und dann nachzudenken. Gerade die Entwicklung von Una und Kanura ist spannend und nachvollziehbar. Überraschend auch die Wendungen zum Ende der Geschichte hin, als sich endlich zeigt, wer die mysteriöse Harfenspielerin in den Bergen ist und welche Ziele sie verfolgt.
Es ist ausgesprochen bedauerlich, dass es zu diesem spannenden und so „typisch Ju Honisch etwas anderem“ Fantasyroman keine Fortsetzung gibt. Ich würde sie sofort lesen.
Für Leser und Leserinnen, die keine Einhörner mit Zuckerguss und Flitterkram suchen, empfehle ich „Die Quellen der Malicorn“ uneingeschränkt. Viel Spaß beim Lesen!
Eileen Raven Scott: Feuerküsse
Wasser trifft Feuer. Halbdämonin aus der Hölle trifft Meerelf. Es ist Liebe auf den ersten Blick, aber sie scheint chancenlos: Aruni, Tochter einer Höllendämonin und eines Menschen, wird von ihrem Halbbruder Lierd in die Hölle zurückgescheucht, noch bevor sie und der sexy Meerelf Ilvio überhaupt etwas aufbauen können. Dennoch ist Ilvio sicher: er will keine andere Frau als Aruni, die ihn auf einer Halloweenparty mit ihrem Tanz und ihren Küssen bezaubert hat. Ilvio, der eigentlich in die Menschenwelt gekommen war, um sich für neue Musik für die Tänze der Meerelfen inspirieren zu lassen, jagt nun nicht die Töne, sondern Lierd und seine geliebte Aruni. Hilfe erhält er dabei von Arunis Katze Ash, die sich bei näherem Hinsehen als eine Gestaltwandlerin entpuppt.
Eileen Raven Scott erzählt ihre Geschichte temporeich, ohne sich mit zu vielen Beschreibungen aufzuhalten. Einerseits hält das den Roman spannend, andererseits hätte ich mir gerade bei Aruni und Ilvio etwas mehr Charaktertiefe gewünscht und einen etwas intensiveren Blick auf die unterschiedlichen Welten, aus denen sie stammen, denn Aruni und Ilvio haben durchaus das Potential, mehr zu sein als das, was sie im Roman von sich preisgeben.
Dennoch habe ich das Buch gern gelesen und war schon nach knapp zwei Tagen komplett durch. Ich frage mich, ob eine Fortsetzung geplant ist, in der man mehr über Aruni und Ilvio und Hölle und Meer erfährt – ich würde mich freuen.
D. Fries: Chroniken des Lichts 2: …und der Spaß geht in Venedig weiter
Venedig, Stadt der Gondeln, Brücken und Kanäle. Hierher verschlägt es die frischgebackenen Lichtkrieger Rafe und Jenny, die dort Seelen von Verstorbenen helfen sollen, ihren Weg ins Jenseits zu finden. Doch wie schon fast erwartet, kommt es erstens anders und zweitens, als man denkt. Das Chaos beginnt, als Jennys chaotische Schwester auftaucht und Jenny und Rafe kurzerhand als Baby-und Hundesitter engagiert. Von jetzt auf gleich haben die Lichtkrieger nicht nur die rastlosen Seelen an der Backe, sondern auch ein Baby namens Cola und Fanta, den gemütlichen Bernhardinder, der immer irgendwo im Weg steht oder liegt. Und es kommt noch schlimmer, als Vampire auftauchen, die genau wie die Lichtkrieger die Gabe haben, sich von einem Ort zum anderen zu teleportieren, was die Jagd auf die Blutsauger natürlich erschwert. Es dauert nicht lange, und die Lichtkrieger finden sich mitten in einem bösen Konflikt zwischen Vampiren und Werwölfen wieder. Die Tatsache, dass Rafe sich in eine Polizistin und Jenny in einen Werwolfanführer verliebt, macht die Sache nicht einfacher, im Gegenteil – die Beziehungen sind das Sahnehäubchen auf dem ganzen Chaos und führen zu zusätzlichen Verwicklungen.
Wieder ist D. Fries die Verbindung einer eigentlich düsteren Geschichte mit einem humorvoll-lockeren Erzählstil gelungen, aber man muss als Leser diese Mischung schon mögen, sonst könnte es sein, dass einem gerade der kodderschnauzige Macho Rafe nach einer Weile ziemlich auf den Keks geht.
Ein gelungener Nachfolger zum ersten Chroniken des Lichts-Band für Leser, die Spaß an Urban-Fantasy-Geschichten haben, die sich selbst nicht ganz so todernst nehmen. Ich bin schon sehr gespannt auf die nächste Folge.