Kategorie: Rezensionen
Buchkritiken
D. Fries: Lasset das Drama in Rom beginnen (Chroniken der Krieger des Lichts 1)
Rafe kann es nicht fassen – ausgerechnet Jenny wird ihm als Partnerin für seine Abschlussprüfung als Krieger des Lichts zugeteilt. Er bezeichnet sie als Oberzicke – doch wer von den beiden angehenden Lichtkriegern die größere Diva ist, ist nicht immer hundertprozentig klar, denn auch der sehr von sich überzeugte Rafe ist zuweilen ein ganz schönes „Mädchen“. Ob es ihnen trotz aller Differenzen und Meinungsverschiedenheiten gelingt, ihre Schutzbefohlene, die junge Schauspielerin Isabella, vor Dämonen zu retten, die mithilfe ihres Blutes einen echten Oberfiesling ins Leben zurückholen wollen?
Der Leser plumpst mitten hinein in eine turbulente, humorvoll erzählte Geschichte, die gern ein bisschen länger hätte sein dürfen. Die Autorin spart nicht mit witzigen Details, die mit der Geschichte selbst gar nicht so viel zu tun haben, den humorigen Charakter aber sehr unterstreichen, zum Beispiel ein Pärchen schwuler Vampire in den Katakomben von Rom.
D. Fries gelingt es, ihren flapsigen, teilweise schon fast slapstickhaft überzogenen Stil zu schreiben, ohne dass es dabei zu albern wird oder ins Lächerliche abfällt. Dennoch sollte man als Leser schon eine gute Portion Humor mitbringen, wenn man sich mit den beiden Oberchaoten Rafe und Jenny auf Dämonenjagd begeben will.
EBook-Serie: Romy Wolf – Die Spione von Edinburgh
Die Spione von Edinburgh – inzwischen sind drei Episoden der spannenden Reihe meiner Autorenkollegin und Freundin Romy Wolf erschienen und eine ist spannender als die andere. Das Cover der ersten Episode „Thimble House“ steht hier stellvertretend für die Reihe. Die weiteren bisher erschienenen Episoden tragen die Titel „Metamorphose“ und „Nachtmahr“.
Geheimdienste haben ein Faible für Abkürzungem, so ist es nicht verwunderlich, dass auch das Royale Institute of the Paranormal seinen Namen nicht immer vollständig ausschreibt und sich mit der Buchstabenkombination „R.I.P.“ begnügt.
Ada und Ollie hatten nie vor, Agenten zu werden. Beide stammen aus bescheidensten Verhältnissen. Ollie ist Kind einer Arbeiterfamilie, arm und durch Lähmung und Krankheit ans Bett gefesselt, Ada eine Waise, das Mädchen ohne Vergangenheit, die von Ollies Familie wie eine Tochter aufgezogen wird. Als Ada eine Anstellung in dem geheimnisumwitterten Thimble House annimmt, ahnt sie nicht, auf was sie sich einlässt. Wer ist der seltsame junge Mann, den die beiden ältlichen Schwestern im Dachgeschoss gefangen halten, warum ist er wahnsinnig, und was hat er mit der verstorbenen Tochter einer der Schwestern auf sich? Als Ada und Ollie immer häufiger von eigenartigen Todesfällen rund um Thimbe House in der Zeitung lesen, beginnen die jungen Leute, nachzuforschen -und decken ein grausiges Geheimnis auf. Ungeklärt bleibt allerdings die Frage: Wer ist die mysteriöse „Professorin“, von der der wahnsinnige Thaddeus spricht? Und warum sagt er, er kenne Ada aus dem Waisenhaus?
Adas und Ollies Aktivitäten und der Spuk von Thimble House gehen nicht an Laurence Mayfair, dem Leiter des R.I.P., vorbei. Die Episode „Thimble House“ endet damit, dass Mayfair den beiden jugendlichen Detektiven eine Stelle anbietet- im Institut. Ada und Ollie nehmen an.
In „Metamorphose“ sind die beiden jungen Helden aus Thimbe House bereits einige Zeit am R.I.P. Während Ollie sich hervorragend integriert fühlt, hat Ada trotz ihrer übersinnlichen Gabe nicht das Gefühl, wirklich dazuzugehören, vor allem nicht, als sie merkt, dass sich Ollie anscheinend zu der hochintelligenden Technikerin Maggie hingezogen fühlt, und Institutsmitarbeiter Finley sie allem Anschein nach nicht ausstehen kann. Dennoch stellt Ada auf Mayfairs Anweisung hin gemeinsam mit Finley Nachforschungen im Hafen an, nachdem Finley eine Kreatur, die es eigentlich gar nicht geben dürfte, aus einer misslichen Lage befreit hat: den Meermann Lear, halb Mensch, halb Robbe. Bei dem Versuch, Lears geheimnisvolle Herkunft aufzudecken, stoßen Ada und Finley auf ein grauenhaftes Experiment, vielfachen Mord, und wieder stolpern sie über die geheimnisvolle „Professorin“.
Finley, der sich freundschaftlich zu Lear hingezogen fühlt, ermöglicht es dem Meermann, im Institut zu bleiben, und verspricht ihm, weitere Meermenschen zu suchen, von denen Lear glaubt, dass sie noch leben könnten.
„Nachtmahr“ beginnt einem mysteriösen Telegramm und den verstörenden Eindrücken eines Menschen, der sich offensichtlich nicht mehr an Dinge erinnern kann, die er des Nachts treibt. Etta, ehemaliges Mitglied des Instituts und Empfängern des Telegramms, vermutet hinter dem Absender ihren verschwundenen Mann Richard und bittet Mayfair um Hilfe. Während sich die Agenten der Suche nach dem „Nachtmahr“ widmen, der nachts Frauen überfällt, kommen Finley und Lear einander immer näher, während die Spannungen zwischen Ada, Ollie und Maggie wachsen – und auch zwischen Etta und Maifair scheint mehr zu sein als auf den ersten Blick offensichtlich. „Nachtmahr“ ist die bisher düsterste Episode und endet mit einem sehr bösen Cliffhanger, der Lust auf mehr macht.
Als Leser merke ich, wie sehr Romy Wolf Serien liebt und dass sie sich am Beispiel von Fernsehserien wie Supernatural oder Lost orientiert haben mag, als sie ihre „Spione“ plante. Mir gefällt der spannende Schreibstil, der Gefühle transportiert, ohne jemals ins Kitschige abzugleiten (ganz besonders gut haben mir da in „Nachtmahr“ die Szenen zwischen Lear und Finley gefallen). Dazu beherrscht Romy Wolf die Kunst, jeder Episode einen eigenen Spannungsbogen zu geben und dazu noch einen weiteren Spannungsbogen aufzubauen, der sich über die Episodengrenzen erstreckt, indem sie ihre Leser immer weiter anfüttert und man schließlich nur noch fingernägelkauend wissen möchte, was es mit diesem Waisenhaus auf sich hat und wer zum Henker denn nun diese „Professorin“ ist.
Daher meine inständige Bitte an Romy und den Weltenschmiede-Verlag: Bitte macht weiter mit den Spionen, ihr habt einen Fan. *schwenkt ein R.I.P.-Fähnchen*
Cairiel Ari: Der Herr der schwarzen Schatten
Als der Schreiber Okladre den gefangenen Herrn der Schwarzen Schatten Draye im Kerker aufsucht, um sich seine Lebensgeschichte berichten zu lassen, ist Draye kaum mehr als ein Schatten seiner Selbst. Auf die drängende Bitte des Schreibers hin lässt sich der gefallene Rebellenführer darauf ein, seine Lebendgeschichte zu erzählen – und erzählt eine Geschichte von Verlust, Krieg und Verrat.
Draye, damals noch Thaera, ist der Ayre, der Kaiser – und doch ist er es nicht, wie er nach kurzer Regentschaft erfahren muss. Schon seit Jahren befindet sich seine Heimat unter dem Einfluss des Nachbarreiches Ledapra, seine eigenen Soldaten sind Mörder und Räuber, seine Mutter gefangen. Thaera fühlt sich wie aus einem Traum aufgeschreckt, als er erkennt, dass sein bisheriges behütetes Leben aus Samt, Seide und Reichtum nichts als eine Lüge ist. Die Wahrheit erschüttert ihn, zerbricht ihn beinahe – doch dann setzt eine interessante Entwicklung ein, die Cairiel Ari glaubhaft in seinem Roman beschreibt: die Entwicklung des verzärtelten Marionettenkaisers zum bissigen Rebellenführer, den die Ledaprer irgendwann so sehr fürchten, dass sie alles daransetzen, ihn mundtot zu machen und ihn zu zerbrechen.
Schließlich ist es Verrat aus den eigenen Reihen, der Draye zu Fall bringt, doch sei hier nicht verraten, wer der Verräter ist, das sollte jeder interessierte Leser am besten selbst herausfinden.
Am Ende bleibt der Leser mit einigen Fragen zurück, auch wenn das Ende ihn zufriedenstellen wird. Ich zumindest warte sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Das Buch ist spannend geschrieben, Cairiel Ari hat einen flotten, lockeren Schreibstil, der es mir leicht gemacht hat, immer aufmerksam bei Draye und seinen Freunden zu bleiben. Möge die Fortsetzung nicht zu lange auf sich warten lassen.