Kategorie: Schreiben
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Von der Idee zum Roman: (Haupt)-Figuren – von unkooperativ bis anbiedernd
Weiter geht’s mit meiner kleinen Zusammenfassung, wie ich einen Roman schreibe. Ich betone das hier so deutlich weil dieser Leitfaden sicherlich nicht für jeden etwas ist, aber es ist die Methode, die für mich funktioniert.
Eigentlich wollte ich mit dem roten Faden weitermachen, aber ich werde mir selbst untreu und schiebe noch ein kleines Kapitel über Figuren und ihre Entwicklung dazwischen, denn oft ergibt sich der Plot bzw. der rote Faden aus dem, was ich an Hintergrundinformationen für meine Figuren zusammentrage.
Eine Figur ohne Hintergrund ist eine leere Hülle. Ich weiß vielleicht, wie er oder sie aussehen soll, aber Aussehen allein macht noch keinen „Charakter“ aus der Figur. Auch gehöre ich zu den Autoren, die grundsätzlich nicht über eine Figur schreiben können, wenn sie noch keinen Namen hat. Da bin ich extrem pingelig. Platzhalter wie „XY“ oder „Gurkensalat“ helfen mir da auch nicht weiter. Ich brauche Namen und verbringe oft Stunden damit, nach der passenden Buchstabenkombination für bestimmte Figuren zu suchen.
Am Beispiel „Schattenschleicher“ dargestellt: ich habe meine Hauptfigur, den Nithyara „Traumweber“. Er macht es mir leicht, da ich sein halbes Leben bereits kenne. Ich kenne ihn als Erwachsenen, kann mir also überlegen, was ihm in seiner Kindheit und Jugend alles zugestoßen und passiert sein könnte, damit er am Ende der Mann wird, als den ich ihn kenne. Warum zum Beispiel musste er den Nithyarastamm verlassen, in den er hineingeboren wurde? Wer ist die Bezugsperson, von der er später Feuersänger erzählt und von der er sagt, er habe einmal jemanden verloren, der ihm sehr viel bedeutet hat? Der Einschnitt muss krass gewesen sein, denn Traumweber, der später den Namen Silbersang beommen soll, leidet seitdem unter erheblichen Bindungsängsten – ein Trauma für einen Nithyara, also: was ist passiert und wer war diese andere Person?
Kommen wir zur Hauptfigur Nummer 2, zugleich dieser mysteriöse Freund und später Antagonist in der Geschichte. Der Dunkelelf. Der Herr hat es mir schwer gemacht. Zuerst weigerte er sich, seinen Namen zu verraten, dann wollte er nicht damit rausrücken, was ihn, den Dunkelelfen, dazu treibt, sich mit einem Nithyara, dem Erzfeind, anzufreunden.
Geholfen hat mein geliebter Tintenzirkel und das „Charakterinterview“. Sesnan, so der Name des Dunkelelfen, musste sich den unangenehmen Fragen meiner Mit-Tintenzirkler stellen. Aus dem Interview ergab sich: Sesnan lernt Traumweber kennen, während er noch in seiner Ausbildung zum Spurenleser und Krieger steckt, Sesnan ist ehrgeizig, eigenbrötlerisch, stur und „eingewachsen“ in die Traditionen und Vorurteile seines Volkes.
Es wird spannend werden, diese beiden so unterschiedlichen Herrschaften aufeinanderprallen zu lassen. Nächstes Mal geht es dann weiter mit dem roten Faden: wie bekomme ich es hin, dass Sesnan und Traumweber tatsächlich die für den Plot so wichtige Freundschaft schließen? Und wie zerstöre ich alles Aufgebaute dann so nachhaltig, dass Traumweber von seinem eigenen Stamm verstoßen wird bzw. ihn aus Gründen des Ehrgefühl verlässt oder verlassen muss?
Wie wird aus Traumweber Silbersang?
Und was wird aus Sesnan, wenn alles um ihn zerbricht?
Fortsetzungsroman: Erwählte des Zwielichts 1
Erwählte des Zwielichts
Erster Teil: Kinder des Krieges
I
„Es ist alles so sinnlos!“ Iloyon fiel mehr in den Graben, als dass er hinuntersprang. Die letzten Nächte und Tage forderten ihren Tribut, er fühlte sich mehr tot als lebendig. Keuchend blieb er einen Moment liegen, dann rappelte er sich auf. “Es sind zu viele.“
Iloyon fuhr sich mit der Hand über die Stirn, strich sich Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus seinem Zopf gelöst hatten. Schlamm von seinen Fingern blieb auf seinen Wangen zurück, er machte sich nicht die Mühe, ihn wegzuwischen.
„Wie viele, Heerführer?“ Amayas tauchte neben ihm aus den Schatten auf und sah ihn an. In den Augen des Generals standen Tausende von Fragen, auf die Iloyon keine Antwort wusste, auch wenn er ahnte, wie sie lauteten.
„Der ganze Wald wimmelt von ihnen. Sie haben mehr Bogenschützen, als ich je auf einem Haufen gesehen habe. Hinter ihre Linien bin ich gar nicht erst gekommen. Wir müssen hier weg. Am besten schon morgen, wir müssen den obersten Heerführer warnen, bevor es zu spät ist. Wenn die über uns hereinbrechen, sind wir am Ende.“
„Was redest du da? Mag ja sein, dass sie mehr sind als wir, aber wir haben die bessere Strategie. Wir werden sie niedermachen, Iloyon. Alle. Sie werden vor uns im Dreck liegen, weil wir diejenigen sind, die im Dreck kämpfen.“
„Du meinst wie Dreck.“
Amayas grinste wölfisch. „Ganz genau. Während sie sich noch fragen, ob ein Schlag ehrenhaft genug ist, haben wir ihnen schon den Dolch von hinten zwischen die Schulterblätter gerammt.“
Iloyon seufzte. Er war müde, er fühlte sich ausgelaugt und schmutzig. Nicht nur seine einfache schwarze Uniform, die als einziges Zeichen seines Ranges zwei gekreuzte rote Dolche auf der linken Brustseite zeigte, war verdreckt, auch in seinem Inneren fühlte er sich beschmutzt. Unrein. Blut klebte an seinen Händen, unsichtbar, doch er konnte noch immer fühlen, wie es zäh und rot glitzernd an seinen Fingern trocknete. Das Blut der anderen, der Hellen, der Elfen, der Shir’ianatha und Lichtelben. Nicht zum ersten Mal in diesem Krieg fühlte er sich genauso, wie die Hellen ihn und seine Leute sahen. Dunkel, schmutzig und unehrenhaft. Was war das für ein Krieg? Wo hatten sie ihre Ehre verloren zwischen all dem Blut und Dreck?
Iloyon spürte eine Hand auf der Schulter. Amayas. Er rüttelte ihn sanft.
„Geh in dein Zelt, Heerführer. Ruh dich aus. Du hättest gar nicht da draußen sein sollen.“
Iloyon schnaubte. „Und wer außer mir hätte die Kundschafter führen sollen? Die meisten von ihnen waren schon mehr tot als lebendig, bevor wir aufgebrochen sind. Zwei habe ich verloren, fünf sind im Lazarett. Die anderen vier habe ich in ihre Zelte geschickt. Jemand muss hier sein und wachen. Und wenn wir die einzigen sind, die noch halbwegs wach genug sind, das zu tun, dann müssen wir …“
„Mir geht es gut. Ich habe den Tag über geschlafen. Du gehörst auf deine Felle. Cianthara wird sich Sorgen machen.“
„Nein. Ich habe sie im Lazarett gesehen und mit ihr geredet. Ja, sie hat versucht, mich aufzuhalten, aber sie sieht ein, dass ich jetzt hier sein muss. Sie kennt den Krieg. Auch sie kann nicht anders. Sie kümmert sich seit Nächten um die Verwundeten, sie kann selbst kaum noch stehen, und ich sage ihr auch nicht, dass sie aufhören und sich schlafen legen soll. Ich könnte gar nicht schlafen. Nicht jetzt. Auch nicht morgen.“
Amayas seufzte. „Unverbesserlich“, knurrte er. „Erzähl mir von deinen Plänen.“
Ankündigung: Fortsetzungsroman „Erwählte des Zwielichts“
„Die Nithyara – Erwählte des Zwielichts“ erzählt, wie aus Dunkelelfen durch das Einwirken eines kapriziösen Götterpaares die ersten Nithyara wurden. Iloyon und Cianthara, Heerführer und Heilerin bei der dunkelelfischen Armee im Großen Krieg zwischen Dunkel und Licht, haben die Nase gestrichen voll. Sie sehen nicht, dass ein Krieg zwischen hellen und dunklen Völkern zu etwas anderem führen könnte als immer mehr Krieg, Gewalt und Tod. Ciantharas Visionen und Iloyons Träume bringen das Paar dazu, nach einem anderen Weg zu suchen. Als sie den seltsamen Hain mit dem arachaischen Altarstein mitten im Wald finden, ändert sich für Iloyon und Cianthara alles. Um Frieden zu finden, gehen sie den Bund mit den Beinahe Vergessenen ein. Verlieren sie damit alles? Oder wird ihnen der Bund mit den Göttern endlich den erhofften Frieden bringen?
Ab Sonntag, den 22. 06. 2014, werde ich hier auf meinem Blog meinen Nithyara-Roman „Erwählte des Zwielichts“ als Fortsetzungsroman präsentieren. Jeden Sonntag werde ich einen neuen Abschnitt einstellen, und sobald ein Kapitel vollständig gepostet wurde, stelle ich dieses als Download in den Formaten pdf, mobi und epub zur Verfügung.
Mit diesem kleinen Schmankerl möchte ich euch die Wartezeit auf die Neuausgabe von „Feuersänger“ ein wenig verkürzen und wünsche euch schon einmal viel Spaß beim lesen. Die Fortsetzungsroman-Einträge erkennt ihr an dem Bild, das auch diesen Eintrag schmückt, sowie an dem Titel „Erwählte des Zwielichts Teil XX“.
Wer es nicht abwarten kann, „Feuersänger“ in die Finger zu bekommen: ich habe noch einige wenige Exemplare der alten Hardcoverausgabe, die ich zum Preis von 9,90 Euro (inklusiv Versand innerhalb Deutschlands, bei Versand innerhalb der EU 11,90) verkaufe. Mailt mir eure Bestellung an tina(at)tina-alba.de oder schickt mir eine PN über Facebook.